Dienstag, 29. April 2014

Rezension: Alles was ich bin von Anna Funder


Amazon.de


Gebunden € 19,99


Kindle eBook € 17,99


S. Fischer Verlag

Anna Funder



Gebundene Ausgabe: 432 Seiten
Verlag: S. FISCHER; Auflage: 1 (20. Februar 2014)
Übersetzerin: Reinhild Böhnke
ISBN-10: 3100215117
ISBN-13: 978-3100215116
ASIN: B00IRSUNZ4
Originaltitel: All that I am

Anna Funder hat als 19jährige Ruth Blatt kennengelernt und ihre Lebensgeschichte erzählt bekommen, die sie als Grundlage für diesen Roman nutzte. Eine Geschichte über Hitlers Machtergreifung aus der Sicht dreier Menschen, die vertrieben werden und versuchen, alles in ihren Möglichkeiten steckende zu tun, um zu verhindern, was nicht zu verhindern war.

Inhalt:

Drei Menschen, deren Schicksale miteinander verwoben sind. Ernst Toller, Revolutionär und Schriftsteller, der dank seinem Bekanntheitsgrades einiges an Freiheiten genießt, Dora Fabian, seine Sekretärin und ihre Freundin Ruth. Es beginnt in den 20er Jahren, die die politische Ausrichtung der drei prägten und die Wurzeln des Nationalsozialismus zeigen, bis hin zu Hitlers Machtergreifung und der erzwungenen Flucht nach England. Von da aus organisieren sie den Widerstand, um weiter Einfluss auf ihr Heimatland zu haben, doch Hitlers Arm reicht selbst bis in ihr Exil.

Cover:

Eine Frau mit nachdenklichem Blick auf dem Bett liegend. Das Cover gefällt mir weit besser als die der internationalen Ausgaben. Es ist viel persönlicher und man meint förmlich zu spüren, wie die Menschen sich damals fühlten. Ein sehr einprägsames Bild.

Setting und Stil:

Über die Zeit der zwischen den Weltkriegen wissen wir ja hoffentlich dank des einen oder anderen Geschichtsunterrichts ziemlich viel. Beeindruckend ist, dass diesmal die Geschichte aus Sicht Vertriebener gezeigt wird. Völlig andere Perspektiven öffnen sich und man erfährt auch einiges über die englischen Ansichten der damaligen Zeit. Die Szenen, Begebenheiten und der umgebende historische Kontext sind authentisch und real beschrieben. Viele kleine Details zeigen die gute Recherche.
Das Buch ist in Ich-Perspektive geschrieben, wobei sich Toller und Ruth abwechseln. So kriegt man direkten Einblick in die Gedanken des Revolutionärs und den einer Frau, die zu seinem erweiterten Kreis gehört. Manchmal gerät die Geschichte dabei etwas in den Hintergrund, während sich Fakten an historische Momente reihen, zu denen dann nur erzählt wird, was die Charaktere währenddessen machten.

Charaktere:

Eine schwierige Zeit fordert starke Charaktere, die sich durchaus von den anderen abheben. So ist es auch hier, durchweg sind es Menschen, die sich berufen fühlen und mit Intellekt und Hoffnung an die Sache herangehen. Trotzdem haben sie auch alltägliche Probleme, die Liebe spielt eine nicht zu kleine Rolle und es bleibt nicht aus, dass sie immer wieder an ihre Grenzen stoßen. Es ist interessant, mehr über sie zu erfahren und den Abschnitt ihres Lebens mit ihnen zu durchleben.

Geschichte:

Einer der intensivsten Abschnitte der deutschen Geschichte wird uns kompakt aus der Sicht damals lebender Personen gezeigt. Manchmal passiert so viel, dass das normale Leben in den Hintergrund tritt und man von den historischen Fakten fast überrollt wird. Vieles ist bekannt, etliche Details waren mir nicht so geläufig, so dass ich froh über die Auffrischung bin. Im Gegensatz zum Geschichtsunterricht merkt man hier noch, dass hinter allem Menschen stecken, mit allen ihren Sehnsüchten, Ängsten und Schicksalen.

Fazit:

Ein Buch, dass ich jedem, der sich schon mit der Nazizeit beschäftigen durfte, ans Herz lege. Geschichte wird greifbar und anhand von Menschen erzählt und ich bin froh, dass es damals solche Menschen gab, die nicht aufgaben. Ein Buch zum Nachdenken, Weiterrecherchieren und ins Herz schließen. Der sehr hohe E-Book-Preis lässt einem leider kaum eine Wahl und man muss zum Hardcover greifen, oder hoffen, dass es demnächst als Taschenbuch herauskommt. Für alle, die der englischen Sprache mächtig sind, empfehle ich natürlich die Originalausgabe.




Buchvorstellung:

Über die Autorin:

(c) Karl Schwerdtfeger
Anna Funder lernte vor Jahren in Melbourne Ruth Blatt kennen, die eng mit Dora Fabian befreundet war, der Sekretärin des Schriftstellers und Revolutionärs Ernst Toller. In langen Gesprächen vertraute sie Funder die Geschichte ihres Lebens an, die zur Grundlage dieses Romans wurde. ›Alles, was ich bin‹ ist ein internationaler Bestseller, der allein in Australien mit sieben Literaturpreisen ausgezeichnet wurde. Anna Funder, 1966 geboren, studierte in Melbourne und Berlin. Sie ist Autorin, Anwältin und Dokumentarfilmerin. Für ihr erstes Buch ›Stasiland‹ erhielt sie den Samuel Johnson Award. Ihr Werk ist in 25 Sprachen übersetzt. Sie lebt in Brooklyn.

(Quelle: S. Fischer)



Kurzbeschreibung:

Drei Menschen, drei Schicksale, ein leidenschaftlicher Kampf für die Freiheit: 1935 werden in einem Londoner Hotelzimmer die bekannten deutschen Widerstandskämpferinnen Dora Fabian und Mathilde Wurm tot aufgefunden. Die Gestapo spricht von Selbstmord der beiden Frauen, die engstens mit dem charismatischen Revolutionär und Schriftsteller Ernst Toller bekannt waren. Von Hitlers Machtergreifung in Berlin an begleitet Anna Funder in ihrem großen Roman die Gruppe von Freunden, die über Nacht zu einer Bande Verfolgter wird. Sie fliehen nach London, wo sie neue Verbündete finden und große Gefahren auf sich nehmen, um den Widerstand gegen die Nazis zu organisieren. Aber sie sind dort nicht sicher – ein einziger Verrat wird die Freunde auseinandersprengen und in alle Winde zerstreuen. Packend und tief bewegend bringt Anna Funder Licht in eine der mysteriösesten Geschichten des Exils. Sie erzählt von der Verbindung dreier außergewöhnlicher Menschen, die in Zeiten größten Aufruhrs alles riskieren – für die Freiheit und die Liebe.


Weitere Bücher der Autorin bei Amazon.de.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen